1700 Jahre jüdisch-deutsche Geschichte
Juden sind keine Fremden. Lange bevor das Wort "Deutschland" geläufig wurde, lebten bereits Juden im römischen Köln - ziemlich genau seit 1700 Jahren! Eingeladen, abgesondert, verfolgt, vertrieben und immer wieder Tür an Tür mit der Mehrheitsbevölkerung: So lassen sich die folgenden Jahrhunderte beschreiben. Die Mehrheitsbevölkerung begegnete Juden häufig ablehnend, ja sogar feindlich. Doch gab es auch Phasen der Toleranz und des lokalen Miteinanders, etwa in den frühneuzeitlichen "Toleranzstädten" des dänischen Königs: Altona, Glückstadt, Rendsburg und Friedrichstadt. Das dunkelste Kapitel der deutsch-jüdischen Geschichte ist zweifellos der nationalsozialistische Terror (1933-1945), dem auch unsere ehemalige TSS-Schülerin Mirjam Cohen zum Opfer fiel. Das war hier. Und doch ist jüdisches Leben heute nicht erloschen. Deutschland, eine neue Heimstatt - trotz allem?
321 n. Chr.
frühester Nachweis über die Existenz einer jüdischen Gemeinde auf dem Gebiet des heutigen Deutschland (Köln)
Zeit der Kreuzzüge; Ausschreitungen und Angriffe („Pogrome“) auf Juden in den deutschen Landen
11. / 12. Jahrhundert
1346-1353
Die Pest wütet in Europa. Als Ursache für diese Krankheit glauben viele Christen, Juden hätten die Trinkwasserbrunnen vergiftet.
Juden lassen sich in mehreren Städten in den Herzogtümern Schleswig und Holstein nieder. Zwar ist ihr Leben ist durch strikte Auflagen eingeschränkt – Juden dürfen zu der Zeit nur in Geldgeschäften und im Handel tätig sein – jedoch dürfen sie Tür an Tür mit den christlichen Nachbarn leben. Mehr Freiheiten genießen Juden in den „Toleranzstädten“ Friedrichstadt, Glückstadt, Rendsburg und Altona
17. Jahrhundert
1803
3100 Juden leben in Schleswig und Holstein.
Juden werden in den Herzogtümern Schleswig und Holstein den Christen rechtlich gleich gestellt
Entstehung des modernen Antisemitismus
Mitte des 19. Jahrhunderts
1918
Infolge der Niederlage Deutschlands im 1. Weltkrieg und der wirtschaftlichen Not der Nachkriegsjahre nehmen auch in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein antisemitische Einstellungen zu.
23.05.1923: Mirjam Cohen wird als Tochter des Rabbiners Dr. Benjamin Cohen und seiner Frau Bertha Cohen geboren
23.05.1923
1923
Mirjam Cohen zieht mit ihrer Familie nach Friedrichstadt
1929-1933
Von nun an besucht Mirjam Cohen die Friedrichstädter Volksschule. Ihre Klassenlehrerin ist all die Jahre Mathilde Nommensen
1933
Hitler wird Reichskanzler
Umbenennung des Städtischen Oberlyzeums Husum in "Theodor-Storm-Schule"
Mirjam wechselt nach Beendigung der Volksschule auf die TSS
Flucht der Familie aufgrund des anschwellenden nationalsozialistischen Terrors in die Hansestadt Hamburg
1937
1938
oder
1939
Mirjam Cohen floh im Jahre 1938 oder 1939 zusammen mit ihren Eltern in die Niederlande nach Amsterdam. Sie wünschten sich dadurch ein sicheres Leben, geschützt vor den Nationalsozialisten.
16.11. 1943
Verhaftung der Familie Cohen und Verschleppung ins KZ Westerbork; von dort Deportation ins Vernichtungslager Auschwitz
19.11.1943
Mirjam und ihre Mutter Bertha werden in Auschwitz ermordet.
4 Monate nach dem Tod von Mirjam und Bertha wurde Mirjams Vater Benjamin ebenfalls ermordet